Bereits zu Ostern eine jeden Jahres setzen sich die Sturmpiloten unter uns in Bewegung. Süd-Frankreich ist das Ziel ! Almanarre - Carmague - Gruissan - Leucate heißen einige der zahlreichen Mistral/Tramontane Starkwindspots der Surfer-Begierde...
Alle Spots haben zumindest eines gemeinsam, sie liegen am Golf du Lyon, eines der windigsten Gebiete in ganz Europa.
Von Seglern oft gefürchtet und von Wind und Kitesurfern geliebt, die plötzlich auftretenden heftigen und ablandigen Winde aus dem Rhonetal...Sollte man als Anreiseweg die Autobahn, statt den Anflug auf den Flughafen von Montpellier nehmen, wird man sehr schnell durch Warnschilder längs des Weges aufmerksam gemacht, dass man sich dem windigen Gebiet rund um den Golf du Lyon nähert. Hier ist schon so manches Wohnwagen-Gespann nicht nur ins Schleudern gekommen... und leider auch schon des öfteren ausgeraubt worden. Achtet hier besser auf Eure Sachen als anderswo, es gibt leider viele Surfer, die hier diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht haben. Andererseits sind uns auch Surfer bekannt, die seit 17 Jahren jedes Jahr zumindest einmal nach Süd-Frankreich reisen und noch nie von den so oft beschriebenen Diebstahl Delikten betroffen waren...
Windsysteme:
Der Surferspruch der Region: "Liegt Genua im Regen kriegt der Surfer seinen Segen"
Eine häufige Tramontane /Mistral Wetterlage:
Über Genua (Norditalien) liegt ein Mittelmeertief am besten ortsfest. Über Spanien befindet sich ein stabiles Hochdruckgebiet und genau dazwischen geht windtechnisch die "Post ab". Nicht nur das normale Druckgefälle zwischen dem Hoch u. Tiefdruckgebiet ist hier entscheidend, sondern zusätzlich die Geländebegebenheiten. Dabei wirkt das Rhonetal wie ein riesen Trichter/Düse, der den Wind oft auf Sturmstärke beschleunigt, um hübsch gebündelt und fauchend auf die Surferspots am Mittelmeer losgelassen zu werden...
Im nördlichen Gebiet des Golf du Lyon bis Marseille, spricht man vom Mistral. Im westlichen Bereich spricht man vom Tramontane (Ableger des Mistral). Der Tramontane wird ebenso über Geländebegebenheiten, dem "Massiv de la Clape" bei Gruissan stark beschleunigt. Am stärksten wirkt sich diese Kombination von atmosphärischem Wind mit Beschleunigungseffekten im äußersten Süden bei Perpignan/Leucate aus. Dort sind die Berge (Ausläufer der Pyränäen) am höchsten.
Nicht selten werden hier 9-10 Windstärken in Böen teils mehr erreicht und man sieht nur noch "Flugwasser" und einige Hardcore Surfer mit 2,5 qm Windsurfsehgeln in den Händen.
Zur oben genannten Mistral-Wetterlage kommen die Kaltluftvorstöße aus Nordwesten hinzu, denn auch dann erwacht der Mistral und Tramontane, auch Tram oder Trami genannt, zum Leben.
Im Frühjahr, wenn die Temperaturunterschiede zwischen Nord und Südeuropa sehr groß sind, läuft das Mistral/Tramontane Windkraftwerk auf Hochtouren. Mit meist über 200 Gleitwindtagen im Jahr sind Surfer in dieser Region bestens aufgehoben.
Das 4,7 qm Windsurfsegel ist für viele mittelgewichtige Windsurfer hier das standard Segel, was unbedingt im Frühjahr und Herbst ins Gepäck gehört.
Die Starkwindzone reicht von hinter Marseille im Osten (Giens-Hyeres) bis runter zur spanischen Grenze bei Rosas.
Besonderheiten:
Generell gilt, bei aufkommendem Mistral/Trami ist Vorsicht geboten. In minutenschnelle kann die Windstärke SEHR! stark zunehmen.
Ein Wind, der über Land kommt statt über die See, ist natürlich um einiges böiger.
Windsurfer u. Kiter sollten dies, insbesondere bei den meist ablandigen Bedingungen beachten.
Ein weiterer Wind der Region ist der Marin (aus Ost/Südost). Meist weht er mit 4- 6 Bft und wird selten stärker. Mit feuchter Luft und dunklen Wolken, auflandig vom Mittelmeer kommend, kündigt er oft eine Schlechtwetterfront an und wandelt die Traum-Flachwasser-Speedpisten sehr schnell in ordentliche Wave-Reviere, die Ein und Aufsteiger ebenso schnell selektieren und zu gemäßigteren Bedingungen in Richtung Etang`s "überreden"
Einige Spots:
Nördlicher Bereich Carmague bis Hyeres
Die Halbinsel bei Giens (West und Ostseite einer vorgelagerten Landzunge) ist sehr beliebt bei Surfern.
Der Klassiker der Surspots bei Giens:
Almanarre: (Westseite Giens)
Mistral sideshore von rechts - Freeride bis kleinere Wellen ( bei Ostwind Flachwasser)
La Bergerie: (Ostseite Giens)
Mistral ablandig mit Flachwasser - Ostwind onshore mit Welle
Les Salins und La Londe:
Mistral und Ostwindspot, Freeride Bedingungen auch für Anfänger geeignet, ideal für Kiter
Brutal Beach:
Der Name ist hier Programm. Ideal für fortgeschrittene Windsurfer, bei richtigem Mistral steile Wellen zum jumpen
Carro:
...muß erwähnt werden, der "Mega Top Wave Spot" der Region! Die Wellen können hier locker über Masthoch werden.
Funktioniert bei NW Mistral (sideoffshore von rechts) und bei SO Sideonshore von links.
Experts only!
Spots südlicher Bereich Languedoc Roussilon von Sete bis Leucate:
Im südwestlichen Bereich des Golf du Lyon bis zur spanischen Grenze hinter Leucate, kommt der Trami am Meer sideoffshore bis offshore. Dementsprechend viele, vom ablandigen Trami gebügelte Speedpisten, findet man hier vor. Speedfanatiker kommen an diesem Küstenabschnitt bei Trami richtig auf ihre Kosten.
Bei Marin (onshore aus Ost/SO) kehrt sich das ganze dann um, in teils anspruchsvolle Wave-Reviere.
Welleneinsteiger und Anfänger weichen dann besser auf zahlreiche Etang`s (Seen im Hinterland) bei Flachwasser und Freeridebedingungen aus, dass gleiche gilt bei zu heftigen Tramontane. Wer bei diesen ablandigen Bedingungen nicht sicher höhe halten kann, sollte diesen Ratschlag unbedingt annehmen, ansonsten nächster "halt" evtl. Sardinien...
Einige Spots:
Sete:
Cap d`Agde: (Im Sommer beliebter und recht gut gefüllter Ferienort)
mit Ausweichspot Etang de Thau:
Gruissan: Austragungsort der jährlichen Windsurfer "Defi Winds", ein Windsurf-Flachwasser Spektakel mit hunderten gleichzeitig startenden Windsurfern (Hobby u. Pros) auf langem Kurs zwischen zwei Bojen.
In Gruissan gibt es kilometerlange Hammer-Speedpisten. Aus diesem Ort stammt auch der damalige Speedrekordhalter Pascal Makka, der heute dort eine Surf-Station betreibt. Auch Björn Dunkerbeck (E11) wurde hier schon des öfteren auf dem Wasser beim Speed-Training gesichtet. Heizen bis die Finne glüht, auf absolut glatt gebügeltem Wasser, mit einem sideoff blasenden Trami - das ist Gruissan !
Anfänger und Aufsteigern, denen es am Meer zu "heavy" wird, weichen aus, auf den sicherern "Etang de Mateille", eine "Pfütze" auf dem Strand, auch bestens als Familienrevier geeignet.
Leucate - Etang de Leucate:
...viele Surfer fahren an Gruissan vorbei, warum auch immer ?! Das Ziel ist dann das wesentlich bekanntere Surf-Mekka in Leucate bei Perpignan. Bekannt als Starkwind-Area Nr. 1 in SF, wird hier egal ob Tramontane oder Marin, der Etang de Leucate gerippt.
In der Tat ist hier der Trami am stärksten, denn die Berge/ Pyrenäen sind sehr nah und beschleunigen den Wind zusätzlich. Windsurfer solltenfür den Etang auf jeden Fall eine Seegrasfinne am Start haben.
Für Flautentage gibt es in Leucate auch eine Wasserskiseilbahn.
La Franqui:
...ist der bekannte Speedspot auf der Meereite vor Leucate. Ähnlich wie in Gruissan ist der Trami hier absolut ablandig und bügelt das Wasser zu einer Top-Speedpiste. Hier finden regelmäßig französische Speedmeisterschaften statt.
Reisezeit:
Spätestens zum "Ostern-Heizen" gehts los, in Richtung Süd-Frankreich. Die Temperaturen sind dann schon angenehmer als in Deutschland, doch der Trami kann auch zu dieser Jahreszeit, sowie die Wassertemp. des Mittelmeers, noch recht frisch sein.
Beste Windzeit inkl. dem auflandigen Marin, mit den stärksten Winden, ist ganz klar von März bis Juni und wieder von September bis Ende Oktober.
Einen schwachen Trami gibt es praktisch im Frühjahr nicht, entweder es herrscht Flaute oder es ballert mit 6- 9 BFT oder gar noch mehr.
Im den Haupt-Sommermonaten kann es auch zu längeren Flautenperioden kommen. Dann, wenn sich ein fettes Hochdruckgebiet über mittel Europa breit macht, geht nichts mehr, im Surfparadies Südfrankreich, da es hier keine vernünftig funktionierenden Thermik-Spots gibt.
Es gibt jedoch auch Sommer Urlauber, die dort schon 14 Tage Tramontane am Stück hatten. Was ist heutzutage beim Wetter schon normal ?
Im Sommer erreicht der Trami dann nicht diese Sturmstärken wie im Frühjahr oder Herbst und ist daher auch eher für Einsteiger und Anfänger geeignet.
Wo Berge und Meer nicht weit voneinander entfernt sind, gibt es natürlich noch zahlreiche andere Sportmöglichkeiten bzw. Alternativen zum surfen.
Sehr beliebt, insbesondere im westlichen Teil von SF:
Mountainbiken mit tollen Ausblicken über das Mittelmeer, Reiten und Klettern...
Unterkünfte-Mietwagen: